Das Leben an Bord der Rommel


 
 

An dieser Stelle möchte ich ein wenig auf die Wohn und Lebensbedingungen an Bord der Rommel eingehen. Die Unterkünfte der Mannschaften und der Unteroffiziere unterschieden sich nicht voneinander. Sie waren geradezu einfach und karg ausgerüstet. Die Mannschaften waren in drei Wohndecks im Achterschiff untergebracht. Die Maate und Obermaate hatten ihre Unterkünfte im Vorschiff. Die Decks waren unterschiedlich groß. Wir, die Unteroffiziere des HA II Antriebsabschnitt hatten das kleinste Deck mit 15 Kojen. Das empfanden wir schon als Privileg. Wir hatten auch nicht mehr Platz als alle anderen, aber zumindest hielt sich die Zahl von 15 noch in einem gewissen Rahmen. In diesem Bereich standen außer den Kojen noch 15 kleine Blechspinde, sowie ein Gemeinschaftsspind für die Ausgehuniformen und die Mäntel. Das 39er U-Deck ( hieß so, weil der Spant 39 das Deck berührte ) war gleichzeitig der Schiffssicherungsgefechtstand I. Hier lagerte in einem Store neben unseren Kojen eine komplette Ausrüstung für die Brand und Leckabwehr. An den Wänden waren Leckabwehrbalken gehaltert, sowie eine Anzahl Helme. Direkt im Eingangsbereich befanden sich sechs "Tolo-Behälter". Sie hatten etwa die Größe von 10 Liter Benzinkanister und sahen auch genau so aus. Die Flüssigkeit in den Behältern diente der Brandabwehr. Man hätte mit dem Zeug einen riesigen Schaumteppich legen können. Ich beschreibe das deshalb so ausführlich, damit auch "Nicht Seeleute" eine Vorstellung bekommen.

Wir hatten den Vorteil, dass sich der Toiletten und Duschraum gleich nebenan befand. Somit hatten wir kurze Wege. Direkt neben meiner Koje befand sich ein großer roter Feuerlöschspind. In ihm befanden sich mehrere Co2 und Pulverlöschgeräte. Auf dem Bild kann man sehr schön sehen, wie wir untergebracht waren. Sitzgelegenheit hatten wir nur, wenn die mittlere Koje hochgeklappt wurde. Die ABC Schutzmasken, die Schwimmwesten und das Lederzeug wurden ebenfalls im Deck verstaut. Das Foto wurde 1978 im Heimathafen Kiel gemacht. Wir hatten "Dienstausscheiden", saßen noch bei einer Dose Bier zusammen und gingen dann zum Essen. Die Landunterkünfte waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. Wir wohnten also ständig an Bord.


Bild links: Ich ziehe mir gerade ein frisches Hemd an. Obermaat Klaus Frisse grinst in die Kamera. In dieser Umgebung verbrachten wir einen großen Teil unserer Freiwache. Bei schlechtem Wetter oder starken Seegang war es nicht immer möglich sich an Oberdeck aufzuhalten. Da die Bordroutine durch das Wachsystem rund um die Uhr bestimmt wurde, war es unabdingbar auf die Schlafenden Rücksicht zu nehmen.

Bild rechts: Die Kojen bestanden aus einem Rohrrahmen und mit einer Leine darin eingezurrten Persenning. Darüber kam eine Matratze die in das Bettzeug eingeschlagen wurde. Gesichert wurde das Kojenzeug mit drei Gurten, mit denen man sich ggf. auch selbst bei schwerem Wetter gegen das Herausfallen sichern konnte, ja zuweilen sogar musste. Am Fußende befand sich ein sog. Kojenbeutel, in dem das Waschzeug, Handtücher etc. gestaut werden konnte.

 

Ehrlich ! - Hand aufs Herz ! Wenn man nach soviel Jahren zurückblickt, erinnert man sich natürlich zuerst an die schönen Dinge. Das ist normal und soll auch so sein, schließlich haben wir eine Menge erlebt bei " Y- Weltreisen ". Dafür wurde uns jedoch viel abverlangt. Auf See waren 14 Stunden Dienst am Tag normal. Das ergab sich aus dem Wachturnus. Die übrige Zeit wurde zum Duschen, Essen und  Schlafen genutzt. Nun ja, und hier fingen eigentlich die Schwierigkeiten schon an. Wenn man von der Seewache zurück ins Deck kam, fand man nicht unbedingt eine freie Dusche oder ein freies Waschbecken vor. In unserem Bereich gab es zwei Duschen und vier Waschbecken. Man kann sich leicht vorstellen, welch ein Gedränge es dann gab. Der Raum war manchmal so voll, dass man selbst bei starkem Seegang nicht umfallen konnte. Geduscht wurde dann nach einer ganz besonderen Methode. Man stieg in die Duschkabine und stellte sich für max. 3 Sekunden unter das Wasser. Dann schnell wieder raus und einseifen. In dieser Zeit stand schon wieder der nächste unter der Brause. Danach schnell wieder in eine der beiden Duschen und abspülen. Wenn einer glaubte, er könne nach der Wache eine gemütliche Duschparty feiern, der hatte sich geirrt. Die Waschbecken wurden zum Zähneputzen und zum Rasieren genutzt. Aber auch hier musste alles schnell gehen. Oftmals sah man im Spiegel schon drei oder vier Leute hinter einem stehen. Es konnte auch vorkommen, dass Wasserzeiten eingeführt wurden. Dann waren entweder die Frischwasserzellen fast leer oder die Frischwassererzeuger konnten wegen zu geringer Wassertiefe nicht arbeiten. Dann ging man auch schon mal ohne sich zu waschen auf die Koje. Das war zwar eher die Ausnahme, kam jedoch vor. Wir konnten dann etwa vier Stunden auf der Koje bleiben, immer vorausgesetzt es gab keinen Alarm. War das der Fall, fand ich mich auch schon mal in voller Brandabwehrausrüstung im Gefechtsstand wieder. Zwei Sauerstofflaschen auf dem Rücken, Gesichtsmaske, Stahlhelm und zusätzlich die "Hasskappe". Jetzt, wo man eigentlich in der Koje liegen könnte, bekämpft man ein "Feuer im Schiff" zur Übung. In diesen Momenten verflucht man den Pott, die Marine, einfach alles! Bei längeren Einsätzen auf See hielten sich diese Übungen in Grenzen. Hatte die Besatzung einen guten Ausbildungsstand erreicht, blieben einem solche Ausflüge weitestgehend erspart. Dann wurde meist nur das Pflichtprogramm abgespult. Jeder auf dem Schiff musste sich an die räumlichen Verhältnisse, die Bordroutine, dem ständigen Wachwechsel und sonstigen Geflogenheiten an Bord der Rommel gewöhnen. Für sensible Seelen war diese oft robuste Umgebung kein Ort.  Das war  keine Kaserne, wo man mal eben vor die Tür gehen konnte oder "Ausgang bis zum Wecken" hatte. -:)


 

Bei längeren Seeeinsätzen musste man an Bord von Zeit zu Zeit seinen Haarschnitt in Ordnung bringen lassen. Wohl denn, wenn man einen Frisör an Bord hatte, der sein Handwerk verstand.

Hier lasse ich mir im Gang des 39er U-Decks die Haare schneiden. Das war während unseres viermonatigen Aufenthaltes in den USA und der Karibischen See im Jahr 1977. Vorn rechts im Bild ging es zum Schiffsicherungsgruppenstand 1. Links im Bild ist gerade noch der Niedergang zur U-Jagdzentrale zu erkennen.


Jedes Wohndeck war mit einem Kühlschrank ausgerüstet. In ihm wurden ausschließlich Getränke wie Bier und Softdrinks eingelagert. Auf See durfte jedes Besatzungsmitglied pro Tag eine Flasche Bier 0,33 l während der Freiwache trinken. Außerdem gab es verschiedene Sorten Softdrinks, wie Coca Cola, 7 Up, Limonade und Apfelsaft. Die Getränke gehörten nicht zur Bordverpflegung, sondern zu den Kantinenwaren. Sie mussten mit 35 Pfennig pro Flasche / Dose bezahlt werden, wobei 5 Pfennig pro Getränk an unser Patenkinderheim in Stuttgart gingen.